Früher brauchte man viel Geld, um mit einem vernünftigen Risiko an Wertschriftenmärkten zu partizipieren. Dank digitaler Angebote genügt heute – wenigstens theoretisch - ein einziger Franken.
Vom früheren US-Notenbank-Chef Paul Volcker stammt der Satz: «Der Bancomat ist die einzige nützliche Erfindung der Finanzindustrie.»
Dem möchte man hinzufügen: Mindestens so wertvoll und nützlich ist der Fondssparplan - insbesondere für Sparer mit beschränktem Budget. Erst mit der Erfindung und flächendeckenden Einführung von Anlagefonds haben auch Personen mit beschränkten Mitteln die Möglichkeit, an den Finanzmärkten mit ihren langfristig vielversprechenden Renditen zu partizipieren, ohne dabei überhöhte Risiken einzugehen.
Swissair sollte eine Lehre sein
Gewiss, man könnte ein Wertschriftendepot eröffnen und eine einzige Aktie kaufen. Zwei Probleme sprechen dagegen: die Gebühren und das Risiko. Noch so sicher geglaubte Aktien können abstürzen: siehe Swissair. Diversifizieren, also das Investieren in eine Vielzahl von Wertschriften, ist deshalb oberstes Gebot. Das ist entweder nur mit ganz viel Geld möglich oder eben mit Anlagefonds, mit denen man mit wenig Geld an zahlreichen Aktien oder Obligationen oder beiden zusammen partizipieren kann. Geht ein Unternehmen konkurs, hält sich der Verlust in Grenzen, Das Risiko wird auf eine Vielzahl von Wertschriften gestreut, eben diversifiziert.
Erfahrungsgemäss können auch ganze Märkte abstürzen, und es können viele Jahre ins Land ziehen, ehe sich die Kurse erholen. Der japanische Aktienmarkt zum Beispiel hat sich nach dem Platzen der Aktien- und Immobilienblase der frühen Neunziger Jahre noch immer nicht erholt. Deshalb ist eine möglichst breite Streuung auf unterschiedliche Märkte von Vorteil.
Fondssparpläne gibt’s ab 20 Franken
Zudem ist es ratsam, die Fondsanteile häppchenweise zu kaufen, eben mit einem Fondssparplan. Das geht so: Man gibt der Bank den Auftrag, periodisch einen bestimmten Betrag in den Fonds x einzuzahlen. Bei vielen Banken geht das ab 100 Franken; bei der Migrosbank gar ab 50 und bei Postfinance ab 20 Franken. Wobei in gewissen Fällen eine erstmalige Einzahlung von mehreren hundert Franken getätigt werden muss.
Zentral ist das Wort periodisch: Sinken die Kurse, gibt’s fürs gleiche Geld mehr Anteile. Steigen die Kurse, gibt’s weniger Anteile. Mit diesem so genannten Durchschnittskosteneffekt werden Kursschwankungen ausgeglichen und man schmälert das Risiko, kurz vor einer Korrektur das ganze Geld zu einem zu hohen Preis angelegt zu haben.
Von Robotern, die keine sind
In den letzten Jahren haben nun so genannte Robo Adviser auf sich aufmerksam gemacht. Robo steht für Roboter, was unheimlicher klingt als es ist. Es handelt sich um eine Software, die aufgrund von Algorithmen Anlageentscheide trifft. Alles geschieht online. Man beantwortet Fragen zur Risikobereitschaft und zur Risikoneigung und los geht’s. Der Computer beziehungsweise die Software macht den Rest. Und weils eben der Computer verrichtet und nicht ein Heer von Anlageberater, sind die Kosten entsprechend tief.
Manchmal sind es Banken selber, die einen Robo-Adviser anbieten; häufig jedoch haben sich unabhängige Vermögensverwalter darauf spezialisiert, die dann mit Depotbanken zusammenarbeiten. Marktleader True Wealth beispielsweise hat als Depotbank die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) und die Saxo Bank.
Die minimale Anlage bei True Wealth beträgt 8500 Franken. Bei Clevercircles, der Anlageplattform der Bank CIC in Basel, genügen 5000 Franken. Lediglich 2000 Franken sind es bei Selma Finance, einem unkonventionellen Finanzdienstleister, der auf Kumpel macht und eine eigenwillige Sprache benutzt. Das tönt dann zum Beispiel so: «Da noch nicht alle Produkte gekauft sind, gibt es derzeit noch einen Unterschied zwischen deinem Plan ("Aufbau") und Anlagen, die du im Planeten siehst.» Ob das für jedermann verständlich ist?
Wertschriftensparen mit der Säule 3a
Nicht zu vergessen das Sparen 3a: Das Geld kann man auf einem Konto 3a lassen oder damit Fondsanteile kaufen. Man spricht in diesem Fall von Vorsorgefonds, weil das Sparen 3a der Vorsorge dient und nur in bestimmten Fällen vorzeitig bezogen werden kann.
Dabei locken nicht nur Renditen, sondern auch Steuerabzüge. Bis 6883 Franken können Versicherte einer Pensionskasse jährlich in die Säule 3a einzahlen und vom steuerbaren Einkommen in Abzug bringen. Bei Personen ohne Pensionskasse beträgt der Maximalbetrag 20 Prozent des Nettoeinkommens oder maximal 34’416 Franken.
Mittlerweile ist auch das Wertschriftensparen 3a von der Digitalisierung erfasst worden, was dazu führt, dass man sich bereits mit einem müden Franken an Wertschriften beteiligen kann. Die bekanntesten Anbieter heissen Viac, Fintech und natürlich Frankly. Das 3a-App der Zürcher Kantonalbank hat sich mit TV-Spots, in denen ein Känguruh, ein Waschbär oder ein Alpaka auftreten, einem breiteren Publikum bekannt gemacht.
Der Vorteil dieser 3a-Lösungen: Man braucht nicht einen Bankschalter aufzusuchen und keinen übermässigen Papierkram zu erledigen. Die Gebühren sind so tief wie nirgendwo. Und eben: Mit einem Franken ist man dabei.
Erschienen in der Basler Zeitung am 8. April 2022
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